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Rhythmische Sportgymnastik – was ist das?
Rhythmische Sportgymnastik (RSG)
Von Daniel Masendorf (TK-Vorsitzender)
Leider kommt es nicht selten vor, dass die Sportart der Rhythmischen Sportgymnastik lediglich belächelt wird. „Man muss sich ja nur verbiegen und bisschen mit Geräten in den Händen tanzen.“ Naja, da können wir Gymnastinnen getrost sagen, dass unsere Sportart alles Mögliche ist, aber garantiert nicht leicht!
Nicht ohne Grund sagen zahlreiche Wissenschaftler, dass die Rhythmische Sportgymnastik eine der komplexesten Sportarten darstellt, die betrieben werden kann. Es gibt nur wenige Sportarten, in denen Sportler so unfassbar vielseitig und doch so speziell ausgebildet sein müssen. Denn in der RSG wird nicht nur die Beweglichkeit benötigt, die alle vor Augen haben oder ein tänzerisches Talent. Nein, hier benötigt man so einiges mehr, um vorne mitmischen zu können.
Das, was wohl alle Gymnastinnen auszeichnet ist ein enormes Durchhaltevermögen. Ohne Ziele vor Augen oder dem gewissen Ehrgeiz schafft man es nicht die koordinativen Grundfertigkeiten mit den 5 Handgeräten Seil, Reifen, Ball, Keulen und Band zu perfektionieren. Doch erst wer diese zu 100 % draufhat, kann solch spektakuläre Abwandlungen erlernen, die die zahlreichen Choreographien in der Einzel- und Gruppendisziplin zieren und der Sportart ihren Varietécharakter verleihen.
Die spielerische Leichtigkeit, Eleganz und vollkommene Körperbeherrschung, die in allen Übungen an den Tag gelegt wird und das Publikum ins Staunen versetzt, kommen nun mal nicht von allein.
Sie glauben uns immer noch nicht? Dann geben wir Ihnen noch ein simples Beispiel mit an die Hand.
Auch wenn wir Gymnastinnen die Würfe mit den Geräten grazil und elegant auf den Teppich zaubern, haben Sie schon mal probiert einen Ball hochzuwerfen und sich anschließend 2, 3 oder auch 4-mal drunter zu drehen oder gar in einer weiteren Drehung zu fangen und zwar mit nur einer Hand oder sogar mit den Füßen? Sie können uns glauben, dafür muss man herausragende motorische und koordinative Fähigkeiten an den Tag legen.
Für uns ist auf alle Fälle klar, wieso der Einzelwettbewerb der RSG seit Los Angeles im Jahre 1984 und die Gruppendisziplin seit Atlanta im Jahre 1996 eine olympische Berechtigung haben. Einen sehr wichtigen und unerlässlichen Grundbaustein hierfür bildet der „Code de Pointage“, welcher alle Regelungen auf internationaler sowie nationaler Ebene festlegt.
So bestimmt er alles die Sportart Betreffende bis ins kleinste Detail. Angefangen von den Abmessungen des genutzten Teppichs mit 13 x 13 Meter, über die zu nutzenden Geräte bis hin zur Frisur. So legt er auch die Länge der Übungen fest. In der Einzeldisziplin bedeutet dies eine Länge von mindestens 1:15 Minuten bis maximal 1:30 Minuten. Für die Gruppen gibt es dort doch ein wenig mehr Zeit mit einer Länge von 2:15 bis 2:30 Minuten.
In der Einzeldisziplin werden vier Handgeräte geturnt, während bei der Gruppe lediglich zwei Übungen pro Saison gefragt sind. Dabei präsentieren die fünf Mädels eine Komposition mit fünf gleichen Handgeräten und eine mit zwei unterschiedlichen im Verhältnis von zwei zu drei.
Mit der Bundesliga ist 2019 der Startschuss für eine neue Ära der RSG mit dem Einrichten des Ligasystems in Deutschland erfolgt. Hierbei handelt es sich eigentlich um eine Art Kombination der verschiedenen Disziplinen. So dürfen bis zu 12 Gymnastinnen pro Mannschaft gemeldet werden, von denen mindestens vier und maximal zehn pro Wettkampf mit ihren Einzelübungen die Mannschaft vertreten.
Doch alle Kompositionen der verschiedenen Disziplinen sind gleich aufgebaut. Sie alle müssen die Bausteine des „Code de Pointages“ beinhalten. So enthalten sie alle zum einen die körperlichen Elemente sprich Sprünge, Stände und Drehungen, zum anderen gerätetechnische Schwierigkeiten, wie die großen so genannten Risikowürfe oder besondere Kleinigkeiten mit dem Gerät, fachspezifische Bezeichnung hierfür wäre dann ADs. Unter den künstlerischen Aspekt fällt dann noch die Musikalität, die Kreativität und die tänzerische Umsetzung der Choreographie.
Genau diese Bausteine werden von unseren Kampfrichtern mitgeschrieben und bewertet. So erhalten wir die D-Noten, die E-Noten, Artistik-Noten und hoffentlich keinerlei neutrale Abzüge. Diese treten beispielsweise bei Verlusten des Gerätes außerhalb der Fläche auf.
Unter die D-Note fallen die körper- und gerättechnischen Schwierigkeiten. Die E-Note beinhalten die gesamte Ausführung der Choreographie, während in der Artistik der künstlerischen Aspekte beurteilt wird.
Addiert man nun die ermittelte D-Note mit der dazugehörenden E-Note und Artistik-Note erhält man die Gesamtpunktzahl ohne die neutralen Abzüge, welche gegebenenfalls die erreichte Punktzahl noch herabsetzen können. Die Endnote steht fest.
Im Namen aller Gymnastinnen wünschen wir gute Unterhaltung bei einem Wettkampf und hoffen Ihnen mit diesem kleinen Crashkurs über die Rhythmische Sportgymnastik geholfen zu haben, die trotz Ihrer Komplexität auf den ersten Blick sehr leicht aussehende Sportart auch mit Ihren Regeln besser zu verstehen.
Bilder
Ansprechpartner*innen
Daniel Masendorf
Rhythmische Sportgymnastik
Rheinischer Turnerbund
Paffrather Straße 133
51465 Bergisch Gladbach
NN
Praktikantin
Rheinischer Turnerbund
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