Orientierungslauf
Der Orientierungssport besteht aus den Sportarten Orientierungslauf (OL), Mountainbike Orienteering (MTB-O), Ski-Orientierungslauf (Ski-OL) und Präzisionsorientieren (Trail-O).
Im Rheinischen Turnerbund werden aktuell nur die Sportarten OL und Ski-OL regelmäßig betrieben.
Gemeinsam haben alle Orientierungssportarten, dass Kontrollposten im Gelände – in der Regel nach vorgeschriebener Reihenfolge – mit Hilfe einer speziell für Orientierungslaufzwecke aufbereiteten Karte anzulaufen sind. Einziges weiteres erlaubtes Hilfsmittel ist ein Kompass.
Der Orientierungssport hat verglichen mit anderen Sportarten diverse Alleinstellungsmerkmale. So muss bei OL, MTB-O und Ski-OL über die gesamte Laufzeit während höchster körperlicher Belastung die Konzentration für einen Denksport – präzises Orientieren – aufrechterhalten werden. Außerdem ist der OL ein ausgeprägter Familiensport, der von etwa 8 Jahren bis über 90 Jahren ausgeübt wird. Bei Wettkämpfen sind nicht selten Familienmitglieder aus 3 Generationen am Start. So ist es die Regel, dass Eltern und ihre Kinder gemeinsam – wenn auch auf unterschiedlichen Strecken – an Wettkämpfen teilnehmen. Nicht so wie bei anderen Sportarten bei denen die Eltern den Transport leisten, selber jedoch nur am Rande stehen und ihren Kindern zusehen.
Orientierungslauf (OL)
Beim OL gibt es 3 Einzeldisziplinen: Sprint, Mitteldistanz und Langdistanz. Die Bahnen werden für die verschiedenen Altersklassen so gelegt, dass die Siegerzeit im Sprint bei etwa 15 Minuten liegt und bei der Mitteldistanz bei etwa 30 Minuten. Bei der Langdistanz richtet sich die angepeilte Siegerzeit sehr nach den Altersklassen. Bei deutschen Meisterschaften in der Herren Eliteklasse wird eine Siegerzeit von 90 - 100 Minuten angestrebt, während es bei den Frauen 70 - 80 Minuten sind. In den Kinder-, Schüler- und älteren Seniorenklassen werden erheblich niedrigere Siegerzeiten angesetzt. So sind es z.B. bei den Herren ab 70 Jahren sowie den Damen bis 16 Jahren 40 - 50 Minuten. Gestartet wird beim Sprint in Zeitabständen von 1 Minute in den jeweiligen Klassen, bei der Langstrecke beträgt das Startintervall bei großen Meisterschaften in der Regel 3 Minuten.
Sprintwettkämpfe finden in urbanen Geländen statt. Dabei kommen sowohl verkehrsberuhigte Innenstädte, Schul- und Universitätsgelände oder Parkanlagen als Wettkampfstätten in Frage. Wettkämpfe über Mittel- und Langdistanz werden traditionell im Wald ausgetragen. Die Walddisziplinen sind Natursportarten, bei denen hervorragendes orientierungstechnisches Können für eine gute Platzierung genauso erforderlich ist wie erstklassiges Laufvermögen in unwegsamem Gelände. Die Bahnen für Kinder und Schüler werden orientierungstechnisch erheblich leichter konzipiert, so dass sie diese bewältigen können. Erst ab den Kategorien Damen und Herren 18 werden die Bahnen mit höchstem Orientierungsanspruch versehen. Beim Sprint-OL sind die entscheidenden Kriterien eine durchgängig hohe Laufgeschwindigkeit sowie schnelle, richtige Entscheidungen was die Routenwahl angeht. Die orientierungstechnischen Ansprüche sind beim Sprint-OL gering, weshalb diese Disziplin im Gegensatz zu den Walddisziplinen leicht zu erlernen ist.
Staffelwettbewerbe gibt es sowohl im Sprint, als auch im Wald. Bei Meisterschaften besteht eine Sprintstaffel in der Regel aus 3 Läufern. Beim größten Staffel-OL-Event – der finnischen Jukola – gehen etwa 1.500 Vereinsstaffeln mit je 7 Läufern an den Start.
Sehr beliebt unter Orientierungsläufern sind im Sommer die Mehrtagesläufe, die viele Familien als ihren Sommerurlaub verbringen. Der berühmteste dieser Läufe sind die O-Ringen 5-dagars in Schweden, die jedes Jahr im Juli stattfinden und u die 20.000 Teilnehmer anziehen. Der größte Event in Mitteleuropa ist die Swiss O-Week, die alle 2-3 Jahre stattfindet – in der Regel mit über 3.000 Teilnehmern. Weitere große Mehrtagesläufe gibt es u.a. in Tschechien, Finnland oder Schottland.
Der Orientierungslauf ist eine World-Games-Sportart mit langer Tradition. Den Sport gibt es bereits seit dem 19. Jahrhundert. Seinen Ursprung hat der Sport in den nordischen Ländern Norwegen, Finnland und insbesondere Schweden. Weite Verbreitung fand der Sport ab den 1960er Jahren. Während der Sport in Schweden Nationalsport ist und von den Mitgliederzahlen her vergleichbar mit Tennis in Deutschland ist, liegen die weiteren lokalen Schwerpunkte des Sportes neben Finnland und Norwegen in den baltischen Staaten, der Tschechischen Republik sowie der Schweiz und Teilen Russlands. Auch in Ländern wie Dänemark, Großbritannien, Frankreich oder Belgien ist die Anzahl der Orientierungsläufer relativ gesehen erheblich größer als in Deutschland. In Deutschland gibt es aktuell etwa 3.000 – 5.000 aktive Orientierungsläufer. Die meisten Aktiven gibt es in Sachsen, insbesondere in der Region Dresden. Die Anzahl der aktiven Orientierungsläufer im Rheinland ist mit weniger als 100 hingegen sehr gering.
Ski-Orientierungslauf (Ski-OL)
Beim Ski-OL gibt es ebenso wie beim OL die Einzeldisziplinen Sprint, Mitteldistanz und Langdistanz. Die Mitteldistanzrennen werden bei internationalen Meisterschaften häufig als Massenstart ausgetragen, manchmal auch als Verfolgung mit den Zeitabständen aus dem Sprintwettkampf.
Eine Unterscheidung von Sprint und Wald-OL wie beim OL gibt es nicht, als Wettkampfstätten werden immer Gelände mit einem größeren bestehenden Loipennetz genutzt. Vom Veranstalter wird zusätzlich eine Vielzahl von Schneemobilspuren und manuell gelegten, klassischen Loipen angelegt, um die Anforderungen bei der Routenwahl und den skitechnischen Anspruch zu erhöhen. Die unterschiedlichen Loipen, die mit verschiedenen Laufstilen befahren werden, sind in der speziell für Ski-Orientierungslauf hergestellten Karte kartiert. Anders als beim OL – bei dem große Teile der Strecke querfeldein gelaufen werden – wird beim Ski-OL hauptsächlich das Loipennetz genutzt. Gelegentlich wird aber auch quer durch das Gelände abgekürzt, wenn es die Schneequalität zulässt und man sich von der Abkürzung einen Zeitgewinn verspricht.
Beim Ski-OL gibt es ebenfalls Staffelwettkämpfe, die aber nur auf internationaler Ebene ausgetragen werden. Naturgemäß ist die Verbreitung des Ski-OL‘s erheblich geringer als die vom OL, da Wettkämpfe auf Wintersportgebiete beschränkt sind. Eine Besonderheit am Ski-OL ist, dass es ein der ganz wenig verbleibenden Schneesportarten ist für die Naturschnee erforderlich ist. Teile des Loipennetzes können zwar auch aus Kunstschnee bestehen, aber ausschließlich aus Kunstschneeloipen ist kein Wettkampf mit ausreichendem orientierungstechnischem Anspruch herstellbar.
Regelmäßig Ski-OL-Wettkämpfe gibt es in Schweden, Finnland, Norwegen, Tschechien, Schweiz, Österreich, Bulgarien, Deutschland, den Baltischen Staaten und Russland. In Deutschland finden die Wettkämpfe zumeist im Tschechisch-Deutschen Grenzgebiet statt.
Ralf Wittiber (TK-Vorsitzender)
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