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Ariel Milanesio aus Argentinien ist ein Akrobat zwischen den Ehrenämtern

Seine Geschichte hat Ariel Milanesio "gefühlt schon tausend Mal" erzählt: Ein Stipendium führte den Studenten aus Buenos Aires nach Köln. In Deutschland erwarb er seine Trainer A-Lizenz in Rhythmischer Sportgymnastik, die er heute auf Leistungssportniveau unterrichtet. Als Kampfrichter für die RSG hat er die Olympischen Spiele in Rio (2016) und Tokyo (2020) gewertet. Und es wird auch nicht das letzte Mal sein, dass der engagierte Kampfrichter und Trainer diese Geschichte erzählen wird.

Die rheinischen Turner und Gymnasten sagen herzlichen Dank für dein Engagement.


Der eigene Verein in Buenos Aires

Zwei oder drei Jahre bevor es ihn 2005 mit 28 Jahren nach Deutschland zog, gründete er in Buenos Aires einen eigenen Verein.

"Es war total schön. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass ich mich in Argentinien nicht richtig gut entwickeln könnte", räumt er ein.

Er habe zwar an der Universität gearbeitet, doch der Job dort füllte ihn nicht aus. "Es war alles ganz gut, aber irgendwie fühlte ich, dass mir etwas fehlt. Ein bisschen Abenteuer", sagt er.

Ariel Milanesio 2024 in Budapest; Foto: Ulrich Faßbender


Mit "Play" fing alles an

Denn nach wie vor sind männliche Kampfrichter in dem von Frauen dominierten Sport Exoten. "Dabei war alles eigentlich ein Zufall. Ich hatte damals in Argentinien meine kleine Schwester zur RSG begleitet. Die Halle war weit weg von zu Hause, daher habe ich sie immer dorthin gebracht und gewartet, weil ich danach selbst Turnen hatte. Während ich so wartete, begann die Sportart mich total zu faszinieren. Die Trainerin, die dort arbeitete, fragte mich ziemlich bald, ob ich immer die Musik starten würde. Man könnte also sagen, meine erste Tätigkeit in der Rhythmischen Sportgymnastik war auf Play zu drücken", erinnert er sich.


Ursprünglich studierte Milanesio einmal Mathematik. "Dann dachte ich, nein, ich bin sehr engagiert und diese Sportart gefällt mir auch total gut", erzählt er. Denn bereits 1997 hatte er in Argentinien den ersten Kampfrichterschein gemacht und 1998 mit dem Studium der Sportwissenschaften begonnen. "Erst wollte ich beides studieren, Mathematik und Sport. Denn in Argentinien brauchte man nur ein Fach, nicht zwei. Aber dann bin ich beim Sport geblieben, weil der auch einfach zu viel Zeit in Anspruch genommen hat", erklärt er. Damals habe er auch seine ersten Trainerschritte unternommen. "Immer an der Seite eines erfahrenen Trainers als Co-Trainer", sagt


Bonn

Die erste Zeit in Deutschland hatte er nur wenig Berührungspunkte zur RSG. Bis er nach drei Jahren dann einen Verein in Bonn gefunden habe. Der sei allerdings eher im Breitensport unterwegs gewesen. Bei seinem heutigen Verein Bayer Leverkusen dagegen gab man sich eher zurückhaltend. "Die haben alle ein bisschen skeptisch dreingeschaut und waren verhielten sich nach dem Motto, wer ist der Typ hier, was will der machen? Damals habe ich mich nicht so herzlich willkommen gefühlt", erinnert sich Milanesio mit einem Schmunzeln. Also habe er in Bonn für einen eher studentischen Lohn Gymnastinnen zwei bis dreimal die Woche trainiert.


Leverkusen

"Und dann hatte ich plötzlich mit den Gymnastinnen, die dort waren, ein wenig Erfolg. Da wurden die Leute von Leverkusen dann doch aufmerksam. Sie haben mich gefragt, ob ich nicht bei ihnen arbeiten wolle", sagt er. Milanesio gab sich nicht nachtragend und nahm seine Arbeit unter dem Bayer-Kreuz auf. Zunächst allerdings nur für wenige Stunden pro Woche.


Die Zirkusschule

Um den Rest seiner freien Zeit sinnvoll zu füllen, machte sich der RSG-Coach auf die Suche nach einem weiteren Job im Sport. Was er dabei in Köln jedoch fand, kam auch für ihn eher unerwartet: eine riesige Zirkusschule. "Die haben mich nach einem Gespräch gefragt, ob ich nicht Lust hätte, vorbeizukommen", erzählt er. Und tatsächlich fanden beide im März 2006 zusammen. "Und heute arbeite ich immer noch in dieser riesigen Zirkusschule, mit total verschiedenen Aufgaben", sagt Milanesio. Sein Bereich dort ist die Luftakrobatik. Erst als Freiberufler, später in einer Anstellung. Unter anderem leitete er eine Auftrittsgruppe und organisierte sehr viel in der Fortbildung. "Ich mache heute noch zwei Kurse mit erwachsenen Menschen dort. Und die anderen Stunden beschäftige ich mich vor allem mit der Organisation der Workshops im Zirkus und Theater", sagt er.

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